Wem SCHRAMM noch kein Begriff ist, sollte jetzt aufpassen. Denn der Musiker aus Wuppertal präsentiert nun nach dem Debüt I made this for myself (I didn’t make it for you) seine zweite, etwas düstere EP How to fail at love. In den sieben Songs verbindet SCHRAMM treibende New Wave-Elemente mit eingängigem Indie-Rock und Ohrwurm-Momenten. Ein spannendes Gesamtkonzept, das sich Aufmerksamkeit einverleibt.
Zumindest meine Aufmerksamkeit hat SCHRAMM bereits, weshalb ich ihn im Zuge der neuen EP natürlich für ein Interview sprechen wollte. Dabei erzählt SCHRAMM von der nun erschienenen zweiten EP, der Freude am Produzieren und dem musikalischen Schaffensprozess. Außerdem sprechen wir über die Vorbereitungen für die EP-Release-Shows in Wuppertal und Berlin.
So klingt How to fail at love
Aktuell sind es nur noch knapp drei Wochen bis zum Release deiner zweiten EP How to fail at love. Wie fühlst du dich damit?
SCHRAMM: Das ging in den letzten Wochen echt ein bisschen schnell. Ich fühl mich gut in der Hinsicht, dass ich Bock habe, den Leuten die Songs zu zeigen. Auf dieser EP erscheinen nämlich noch welche, die zu meinen persönlichen Favoriten gehören. Aber es fühlt sich gleichzeitig noch nicht so real an. Es wird auch eine Vinyl geben und die habe ich aktuell noch nicht bekommen. Wenn die angekommen ist, dann werde ich das alles realisieren.
Bei welchen Songs der EP freust du dich am meisten, dass sie dann noch das Licht der Welt erblicken?
SCHRAMM: Es gibt einen Song, der heißt "Thank You". Der geht weg von meinem ursprünglichen Indie-Rock-Sound, hin zu House-mäßigem Sound. An diesem Song habe ich so lange gearbeitet, das ist mein größtes Logic-Projekt. Es gibt um die 18 Versionen von "Thank You", weil ich den so oft überarbeitet habe. Das ist zwar keine Garantie, dass der Song auch gut ist. Aber ich habe so viel Arbeit reingesteckt, dass ich mich auf diesen Song besonders freue.
Dann gibt es noch "Infected". Den mag ich gerne, weil der so drüber ist. Der ist sehr grandios und auf die Fresse. Wow, jetzt zähle ich einfach jeden Song auf (lacht): Ich freue mich nämlich auch sehr auf "Fail at love", nach dem die EP benannt ist. Wir haben gerade auch Live-Proben mit Band gehabt. Wir spielen das erste Mal mit ganzer Band und dieser Song macht live so unglaublich Spaß, der geht so nach vorne. Naja, jetzt habe ich sie alle aufgezählt.
Zumindest die noch unveröffentlichten Songs. Die sind mir auch alle sehr im Kopf geblieben. Besonders "Infected" wegen dieser musikalischen und lyrischen Gegensätze, die da eingewebt sind. Auch den Sprachwechsel im Song find ich fantastisch. Merkst du beim Schreiben direkt, ob das ein englischer oder ein deutscher Song sein muss?
SCHRAMM: Es ist mal so, mal so. Es passiert mir oft, dass ich einen Song halb fertig habe und mir eine zweite Strophe fehlt. Wenn ich merke, dass das nicht das Richtige ist, probiere ich es eben auf Deutsch oder andersherum auf Englisch. Ich mache mir da nicht so richtig Gedanken. Natürlich sagen immer alle im deutschen Musikgeschäft: "Mach einen Song auf Deutsch, das funktioniert besser". Das hat mich schon dazu bewegt, es zum ersten Mal auf Deutsch zu probieren. Das ist aber schon ewig her. Ich hab auf "Streichholzmann" von meiner ersten EP schon auf Deutsch gesungen. Aber ich möchte die Songs schreiben, wie ich denke.
Schreibst du dann eher autobiografisch oder bist du jemand, der Menschen beobachtet oder Geschichten von Freund*innen aufgreift?
SCHRAMM: Es ist alles Tagebuch! Die erste EP schon und die zweite auch.
Krass. Also insgesamt klingt die EP schon etwas düsterer, ein bisschen rockiger und experimenteller. Ich weiß nicht, ob das ganz das Wort ist, das du unterschreiben würdest. Wie bist du denn an die EP herangegangen, im Vergleich zur ersten?
SCHRAMM: Ich kann mittlerweile besser produzieren, das hat diesen Unterschied im Sound vor allem erschaffen. Bei der ersten EP habe ich erst wieder angefangen, mich mit dem Musik machen und Mischen zu beschäftigen. Deswegen ist sie so LoFi-mäßig geworden. Als ich nach der ersten EP dann die Grundlagen drin hatte, habe ich bei der neuen viel mehr experimentiert. "Experimentell" trifft das schon an einigen Stellen, weil ich weirde Momente in Musik mag. Momente, wo man sich fragt, was dort passiert, die Aufmerksamkeit einfordern. Das kann auch anstrengend sein. Als ich die EP einmal im Ganzen durchgehört hab, dachte ich: "Boah, das ist schon anstrengende Musik". Aber ich find’s super befriedigend, wenn man weirde Momente einbaut.
Grundsätzlich habe ich schon seit Release der ersten EP konstant Songs geschrieben. Da hatte ich letztendlich so 30 Demos, bei denen ich mich entscheiden musste, in welche Richtung diese EP gehen soll. Da es überwiegend Winter war, war für mich schnell klar, dass es etwas Düsteres wird und mehr auf die Fresse. Ich frage mich oft, was SCHRAMM eigentlich für mich ist. Bei der EP habe ich mich gefragt, welche Songs ich nehmen kann, die ein stimmiges Gesamtbild ergeben.
Ich finde, die EP hat auf jeden Fall ein stimmiges Gesamtbild und ist auch überhaupt nicht anstrengend zu hören.
SCHRAMM über den Produktionsprozess und Kollaboration
Schlagen wir nochmal einen Bogen zum Titelsong der EP, weil mit dem beginnt sie ja auch. Findest du "Fail at love" ist ein Querschnitt von SCHRAMM?
SCHRAMM: Ich habe es mir bisher eigentlich nicht so gedacht, aber das ist ein schöner Gedanke. Also da fehlt natürlich diese smoothe, House-mäßige Facette, so Richtung "Thank You" oder "sunburned/goodbye". Aber dennoch ist da sehr viel drin, was meinen Sound ausmacht.
Du hast die EP selbst produziert - bis auf "Vertraut". Den hat Lukas Korn mitproduziert. Wie empfindest du diesen gesamten Produktionsprozess? Ist das etwas sehr Isoliertes für dich? Probierst du viel herum?
SCHRAMM: Viele von den Sachen, die ich produziere, sind auch Experimente. Ich nerde mich gerne in Sachen rein, weswegen ich alles selbst mache. Auch die Artworks, die Fotos und Videos größtenteils, und eben die Produktion, weil es total Spaß macht. Gleichzeitig ist es künstlerisch super schwer, wenn man auf sich allein gestellt ist und selbst alles entscheiden muss. Das fällt mir bei der Produktion noch relativ leicht, weil da mein Horizont noch nicht so mega breit ist. Ich lerne immer mehr dazu, aber am Ende bin ich darauf limitiert.
Es wird meistens schon so, wie ich es mir vorstelle. Aber ich habe oft einfach keine genaue Vorstellung davon, wie es klingen soll. Ich probiere dann auch "weirde" Sachen, die man eigentlich nicht macht, wenn man es korrekt angehen würde.
War es dann komisch jemand anderen, wie Lukas Korn, mit an die Produktion zu lassen?
SCHRAMM: Auf jeden Fall. Das war das erste Mal, dass ich mich bei einer Demo getraut habe zu sagen: "Okay, ich vertraue dir jetzt, Lukas, dass du mit mir diesen Song geiler machst, als ich es selbst machen würde". Das hat auf jeden Fall funktioniert. Ich habe mir bei der Produktion ganz viele Tricks abgeschaut, die ich dann bei anderen Songs selber benutzt habe. Aber es ist halt sau schwer: Zum einen bin ich sehr perfektionistisch und zum anderen mega der Kontroll-Freak. Wir hatten viele Korrekturschleifen, bevor es ins Mastering ging. Lukas hat das super gemacht und war sehr geduldig mit mir. Es war voll schön, mal zu sehen, wie andere Leute produzieren, um dann selbst etwas zu lernen.
Release-Shows
Mega spannend. Nun kommt ja nicht nur deine EP, sondern auch zwei Release-Shows. Du spielst eine in Wuppertal am 20. April und eine in Berlin am 4. Mai. Bist du aktuell sehr nervös oder überwiegt die Freude? Wie sind die Proben?
SCHRAMM: Ich habe mich noch nie auf Konzerte so sehr gefreut, wie auf diese, weil ich auch bei Proben noch nie so viel Spaß hatte. Sie waren sehr intensiv. Es macht so enorm Bock mit Drums zu spielen, oh mein Gott! Ich war noch nie mit SCHRAMM und Schlagzeug auf der Bühne. Tom, der jetzt am Schlagzeug dabei ist, ist auch einfach ein wahnsinnig guter Schlagzeuger. Alle, mit denen ich spiele, auch Alesh und Niklas, sind top Leute und total die Herzchen. Natürlich bin ich auch nervös, weil es das erste Mal ist, dass wir mit Band spielen. Aber ich habe das Gefühl, dass ich mich auf die super verlassen kann. Die Songs schieben einfach so sehr und ich bin so hyped deswegen!
Cool, ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie krass das mit ganzer Band klingen muss. Ich hab dich mit Alesh, also im Duo-Setup, letztens als Support für Bipolar Feminin in Hamburg gesehen, und das fand ich schon heftig.
Hast du dir da generell viel Gedanken oder einen Plan gemacht, wie diese beiden Shows ablaufen sollen? Es ist schon etwas anderes als ein Support-Gig.
SCHRAMM: Voll. Also es wird natürlich die Vinyl dort geben, wenn sie bis dahin geliefert ist. Dass die Vinyls dann da sind, wird für mich einfach schon total besonders sein. Wir haben natürlich auch Support-Acts dabei: In Wuppertal ist es Kerker und in Berlin Fee Aviv. Beide sind mega Musikerinnen und ihre Musik macht einfach Bock. In Wuppertal legt danach noch Vibenessa auf, die ist eine super DJ.
Wonach hast du deine Supports ausgewählt?
SCHRAMM: Zunächst natürlich nach Location: Fee Aviv wohnt in Berlin, Kerker bei Wuppertal. Dann finde ich noch die Musik von beiden sehr geil und dazu ist Kerker noch eine sehr gute Freundin von mir. Fee kenn ich gar nicht so gut, aber wir haben uns bisher gut verstanden.
Es ist für mich natürlich ein Thema gewesen, dass ich eine komplette Männerband habe. Was total belastend ist, weil ich live nie eine Männerband haben wollte. Aber jetzt sind wir halt vier Männer, die auf der Bühne stehen. Deshalb ist es wichtig, dass der Abend wenigstens nicht nur von Männern performt wird. Das war aber natürlich trotzdem nicht DER Faktor, weshalb ich die beiden ausgewählt habe.
Neben den Release-Shows in Wuppertal und Berlin gibt es natürlich noch weitere Möglichkeiten, SCHRAMM dieses Jahr live zu sehen, zum Beispiel am 28.04. beim c/o pop Festival in Köln.
How to fail at love erscheint am 19.04.2024 via AAa / Am Anfang angekommen.
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